Madenbefall
Wir möchten eindrücklich darauf hinweisen, dass selbst gesund erscheinende Tiere von Fliegenmaden befallen werden können! Gerade bei langhaarigen Kaninchen werden Maden oft zu spät entdeckt!
Bei warmen Wetter besteht die große Gefahr, dass Fliegen ihre Eier auf den Kaninchen ablegen. Das passiert, wenn es zeitweise weichen Stuhlgang hat und das Fell verschmutzt ist, hauptsächlich besteht aber Gefahr für ältere, kränkliche oder übergewichtige Kaninchen, die sich nicht selbst putzen können. Auch auf Wunden lassen sich die Fliegen nieder. Innerhalb von 24 Stunden kann ein gesundes Kaninchen in einen lebensgefährlichen Schockzustand fallen, wenn es von Fliegenmaden befallen ist.
Gute Bedingungen für die Maden
Feuchtigkeit, Wärme und Gerüche ziehen Fliegen an. Wenn offene Wunden vorhanden sind, oder das Fell dick und mit Urin oder Schmutz bedeckt ist, setzen sich Fliegen auf diese Stellen, um dort ihre Eier abzulegen. Die Gefahr ist bei Kaninchen, die im Freien leben, größer, aber auch Tiere in der Wohnung können befallen werden.
Was passiert? Maden fressen nicht nur an der Oberfläche. Wenn sie den oberen Schmutz gefressen haben, gehen sie ins Fleisch, meistens an Stellen, die man nicht sieht, und wenn sie darin sitzen, produzieren sie Toxine (= Giftstoffe), die ein Schockzustand hervorrufen.
Verhalten des Kaninchens
Manche Kaninchen haben Kratzanfälle. Aber das hat nichts mit der toxischen Reaktion zu tun, es ist eine Reaktion der Nervenbahnen an der Oberfläche des Körpers auf Reize durch die Maden. Kaninchen sind sehr empfindlich bei solchen Reizungen. Nicht alle Kaninchen reagieren so auf eine Attacke auf ihr Hinterteil, aber wenn Ihr Kaninchen solche Anfälle hat, schauen Sie nach verdächtigen Wunden.
Gleichgültigkeit des Kaninchens
Das ist niemals ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass irgend etwas Ernstes vorliegt. Im Fall eines Madenbefalls ist das Kaninchen wahrscheinlich schon im Schockzustand.
Ihr weiteres Vorgehen hängt davon ab, wie weit der Befall schon fortgeschritten ist und wie nah Ihr Tierarzt ist. Wenn es noch kleine und wenige Maden sind, müssen Sie schnell zum Arzt. Wenn es große und viele Larven sind, haben Sie nur noch ganz wenig Zeit. Sie abzuwaschen ist sehr schwierig, aber man kann sie alle entfernen, indem man das Hinterteil des Kaninchens in eine Wanne mit Wasser taucht. Man muss dies zu zweit machen, um alle Maden vollständig zu entfernen; einer hält das Kaninchen mit dem Oberteil über Wasser, der andere muss die befallenen Stellen sorgfältig auswaschen. Man muss das Tier danach sorgfältig abtrocknen. Nasses Fell ist ein guter Nährboden, damit weitere Maden schlüpfen. Vermeiden Sie, mehr Fell als nötig nass zu machen.
Mancher Tierarzt bevorzugt die trockene Entfernung der Maden mit der Hand oder Pinzette. Die meisten Kaninchenbesitzer sind zu empfindlich, das selbst zu tun.
Chemikalien, die die Maden vernichten würden, sind oft zu stark, um sie an einem geschockten Kaninchen anzuwenden. Wenn Sie die Maden selbst erfolgreich abgesammelt haben, müssen Sie trotzdem zum Tierarzt, um das Kaninchen auf Schock oder Vergiftung untersuchen zu lassen.
Vorbeugung: Chemische Insektizide, die Fliegen vernichten, können auch den Haustieren und Menschen schaden. Fliegenfallen fangen eine Menge Fliegen, aber nicht alle. Fliegengitter an Türen und Fenstern reduzieren die Zahl der Fliegen in der Wohnung, aber einige kommen trotzdem hinein. Wir können die Anzahl der Fliegen in der Umgebung leider nur reduzieren, wir können sie nie ganz vertreiben. Deshalb müssen wir ein wachsames Auge auf unser Kaninchen haben.
Um die Umgebung des Kaninchens so gut wie möglich vor Fliegeneiern zu schützen gibt es zwei Regeln:
Halten Sie das Tier trocken! Tauchen Sie nie das Hinterteil des Tieres in Wasser (nur um Maden zu entfernen, nicht zur Vorbeugung.). Befreien Sie immer das Fell des Tieres von anhaftendem Schmutz, besonders am Hinterteil.
Halten Sie das Fell kurz - Sie können es auch rasieren. Kürzen Sie das Fell an jeder Stelle, die feucht ist. Das wird die Reinigung erleichtern.
Der Befall mit Fliegenmaden ist ein häufig unterschätztes Risiko. Schon oft hörte ich von befallenen Kaninchen, die leider schon tot waren, als es entdeckt wurde. Bei unserem Kaninchen wurde es auch nur zufällig beim Tierarzt (als wir eigentlich wegen einer anderen Untersuchung da waren) entdeckt. Er sammelte alle Maden ab und gab uns Wasserstoffperoxyd, mit dem wir die Wunde täglich desinfizierten. Bei der Nachuntersuchung wurde kein weiterer Befall mehr festgestellt. Das Fell fiel an dieser Stelle aus. Die Haut wurde dann einige Zeit mit Vaseline behandelt. Alles ist wieder gut verheilt. Oberstes Gebot ist, das Fell des Kaninchens sauber und trocken zu halten. Für Kaninchen, die draussen in einem Stall leben, wird dringend empfohlen, in den wärmeren Jahreszeiten an der Stalltüre ein Fliegengitter/-netz anzubringen. Ausserdem ist es jederzeit wichtig, Käfig/Stall gut sauberzuhalten. Egal ob drinnen oder draussen. Jeder "Stallgeruch" zieht unweigerlich Fliegen an. Nicht alle Kaninchen zeigen Anzeichen bei Befall, und der toxische Schock tritt meistens sehr schnell ein.