Hallo Ihr,
möchte Euch von meinem ersten Pferd "Bobby" erzählen. Ich kaufte ihn mir als ich 21 Jahre alt war. Es war mein erstes eigenes Pferd. Er sollte zum Abdecker und eine Freundin rief mich unter Tränen an und sagte mir: Komm schnell her, der Bobby soll zum Schlachter". Ich fuhr sofort los. Ich sah ihn dann auf einer Wiese stehen mit einigen anderen Pferden. Obwohl ich nicht einmal gesehen habe wie er läuft, ich keine Kenntnis über seine Gesundheit hatte, sagte ich sofort: Ich nehme ihn für den Schlachtpreis.
Ein halbes Jahr später holte ich ihn dann zu mir. Es war anfangs sehr schwer, weil er gerne im Gelände durchging und dabei auch noch buckelte. Doch irgendwann hat er gemerkt, daß er sich ein schöneres Leben gar nicht mehr vorstellen kann und wir waren die besten Freunde. Ich ging viel mit ihm spazieren. Sogar meine Mutter, die mit Pferden gar nichts am Hut hatte. Sie sagte: Bobby ist mein Hund.
Zu Weihnachten verkleidete ich ihn als Weihnachtsmann und wir liefen im Dunkeln durch den Ort mit seinen leuchtenden roten Sternen an der Mütze.
Er wurde mir als 15-jähriger verkauft, doch leider stellte sich heraus, daß er das gleiche Baujahr wie ich haben muß (1976). Also war er schon weit über 20. Aber sonst noch topfit.
Ich kannte dieses Pferd in und auswendig. Wenn er beleidigt war, drehte er mit den Po zu und schielte über die Schulter.
Wenn er während eines Ausrittes zu mir linste, wußte ich: gleich heckt er wieder was aus. Und so war es auch. Sagte jemand das Wort "traben", verstand er dies sofort und schoß mit mir an den anderen vorbei. Er wollte immer der schnellste sein.
Er hatte tolle 6 Jahre bei mir und ich habe sehr viel von ihm gelernt.
2003 riß bei ihm die untere Beugesehne. Ich fuhr mit ihm nach Kalletal in die Klinik. Wollte ihn operieren lassen und alles dafür tun um ihn wieder gesund zu bekommen. Doch leider sagte mir der Arzt man kann nichts mehr machen. Ich ging mit ihm den letzten Weg hinter den Stall. Das war das schlimmste für mich. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, daß es zu Ende sein wird. Ich glaube er merkte sofort, daß der Anhänger ohne ihn zurückfahren wird. Ich ging weg von ihm und hörte, wie er auf die Steine viel. Der Arzt sagte er war schon tot als er am Hinfallen war und er hat nichts mehr gemerkt.
Habe mir auf der Rückfahrt Vorwürfe gemacht: Warum habe ich nicht viel Geld geboten um alles möglich zu machen. Um ihn wieder gesund zu bekommen. Sieht er mich jetzt von da oben und denkt: Du blöde Kuh hast mich zum töten gefahren?
Seitdem habe ich nie wieder so ein tolles Pferd wie Bobby getroffen. Man merkt doch, daß jedes Pferd individuell ist und einen anderen Charakter hat. Es war schwer für mich darüber hinwegzukommen. Auch jetzt während des Schreibens kullern mir die Tränen so runter.
Ich hoffe es geht ihm gut. Woimmer er auch ist.
Liebe Grüße Melanie